Tagebuch eines Weines

Wollten Sie nicht schon immer wissen, was alles passiert bis ein Wein endlich trinkfertig in der Flasche, im Bocksbeutel, bzw. im Glas vor Ihnen steht? Auf dieser Seite dokumentieren wir für Sie mit Bildern und Text genau das, und zwar vom ersten Rebschnitt im Jahr über die Weinlese bis hin zum Abfüllen und Etikettieren. Schauen Sie sich deshalb doch gelegentlich auf dieser Seite um, wie der Entwicklungsstand unseres Weines bzw. der Trauben ist. Für Sie ist dies also die optimale Informationsmöglichkeit, um zu sehen welchen Wein Sie eigentlich trinken.

 

Hinweis: Bei den Bildern handelt es sich nicht immer um Photographien vom selben Weinberg.



Wir präsentieren Ihnen folgenden Wein:
Lage: Volkacher Ratsherr
Rebsorte: Silvaner
Jahrgang: 1998


Auf dem Bild rechts sehen Sie unseren Weinberg, der durch die weiße Markierungslinie kenntlich gemacht ist.



Unser Weinberg mit einer Größe von ca. 15 Ar befindet sich zwischen Volkach und Fahr und wird vom "Weingut am Kreuzberg" der Familien Reinhard und Volkmar Braun aus Nordheim am Main bewirtschaftet. Wenn man von Vokach nach Fahr am Main entlang in dieser Richtung unterwegs ist, kann man ihn von der Straße aus zur rechten Seite sehen.


Bei der Weinlage "Volkacher Ratsherr", die zwar nicht so bekannt ist wie der "Volkacher Kirchberg", handelt es sich um die eigentlichen Volkacher Weinlage. D. h. alle Weine dieser Lage wachsen in und um Volkach, während der "Volkacher Kirchberg" eine Großlage ist und somit nicht unbedingt gewährleistet ist, daß ein Wein dieser Lage auch in Volkach gewachsen ist sondern ebenso aus  Nordheim, Sommerach, Kitzingen, Dettelbach oder einem anderen Ort an der Volkacher Mainschleife stammen kann.




Das Tagebuch:



Mittwoch, 28. Januar 1998:  Der Rebschnitt

 

Von Natur aus ist die Rebe ein Lianengewächs, das an Stämmen hochklettert und seine Triebe über den Baumkronen ausbreitet. Solch wild treibende Rebstöcke bringen nur geringe Erträge und kleine, saure Trauben. Zur Erzielung wirtschaftlich ausreichender Erträge von guter Qualität muß man die Reben durch den Schnitt in eine Kulturform bringen, die auch arbeitstechnisch gute Möglichkeiten bietet. Durch den Rebschnitt erreicht man, daß sich viele Stöcke nebeneinander pflanzen lassen, die zahlreiche, qualitativ gute Trauben hervorbringen. Ebenso wird durch den Schnitt eine frühe Fruchtbarkeit der Rebstöcke, regelmäßige Erträge und eine relativ lange Lebensdauer erreicht.


Auszug aus "Weinbau-Taschenbuch" mit freundlicher Genehmigung des Fachverlag Dr. Fraund GmbH


 

Die folgenden Bilder sollen Ihnen diese Arbeit etwas veranschaulichen.


 


Ein "wild" wachsender Weinstock.


Der Winzer schneidet den Weinstock

bis auf 2 Reben zurück.


Schließlich wird der Weinstock in seiner neuen Form wieder angebunden.



 

Mittwoch 1. April 1998:  Das Biegen (Gerten)


Nach dem Schnitt wird das Fruchtholz im Drahtrahmen am songenannten Biegedraht (Gertdraht) festgebunden (siehe Abb. unten).




Auszug aus "Weinbau-Taschenbuch" mit freundlicher

Genehmigung des Fachverlag Dr. Fraund GmbH

 

 

Damit werden folgende Ziele erreicht:


1.  Die grünen Triebe lassen sich gleichmäßig im Drahtrahmen verteilen, was die Stockpflege und Weinbergsarbeiten erleichtert.

2.  Eine harmonische Saftverteilung auf dem Fruchtholz begünstigt die Fruchtbarkeit und ein gleichmäßiges Wachstum der grünen Triebe.


 

 

Dienstag, 16. April 1998:  Austriebsspritzung


Die Schädlingsbekämpfung ist eine wichtige Maßnahme zur Sicherung der Ernte, die einen hohen Zet- und Kostenaufwand erfordert. Die Austriebsspritzung dient zur Bekämpfung der Schwarzfleckenkrankheit, der Kräuselmilbe, der Blattgallmilbe, des Springwurms, der Schildlaus, der Schmierlaus und des Rhombenspanners.

 

Unser Weinberg wurde deshalb heute mit Rapsöl und Schwefel gespritzt.




Montag, 4. Mai 1998:  Vorblütenspritzung


Heute wurde der Weinberg mit Polyram combi und Schwefel gespritzt.  Diese Spritzung richtet sich gegen Peronospora, Heuwurm und Oidium.

 

 

 

Dienstag, 12. Mai 1998:  Bodenbearbeitung


Vom Standpunkt der Bodengesundheit und der Bodenfruchtbarkeit  ist die Bodenbegrünung die optimale Bodenpflege. Im Weinbau alter Art, mit engen Rebgassen und niedrigen Stämmen, war jeder Grünbewuchs des Bodens automatisch Unkraut. Die Pflanzen wuchsen rasch in die Blätterzone der Reben. Die Durchlüftung des Bestandes wurde unterbunden. Die entstehende feuchte Zone begünstigte den Pilzbefall, insbesondere durch Peronospora. Unter solchen Verhältnissen war die Beseitigung des sogenannten Unkrautes eine Maßnahme der Erntesicherung. Heute, bei breiten Rebgassen und hohen Stämmen, bestehen diese Gefahren nicht mehr.


Auszug aus "Weinbau-Taschenbuch" mit freundlicher Genehmigung des Fachverlag Dr. Fraund GmbH




Dienstag, 16. Juni 1998:  Heften

 

Sobald die jungen Triebe beginnen sich abwärts zu neigen, müssen sie zwischen die Heftdrähte geklemmt werden. Wird dieser Zeitpunkt versäumt, kann es bei Sturm zu erheblichem Windbruch kommen.



So sieht eine Weinbergszeile vor dem Heften aus.



Auf diesem Bild sehen Sie die Familie Braun mit ihren Helfern, wie Sie die Triebe zwischen die Heftdrähte klemmen.

Das Ergebnis dieser Aktion kann sich sehen lassen!





Mittwoch, 22 Juli 1998:  Beregnen


Aufgrund des trockenen Winters und der langen Trockenperiode im Gebiet der Volkacher Mainschleife mußten die Weinberge in diesem Jahr wiedereinmal (zuletzt im Jahre 1993) beregnet werden. Glücklicherweise wurde es den Winzern erlaubt, Wasser aus dem Main zum Bewässern der Weinberge zu verwenden. Teilweise wurden kilometerlange Rohrsysteme ausgelegt, um soviele Weinberge wie möglich mit Wasser versorgen zu können.



 

Die Rohrsysteme werden oft kilometerweit gelegt. Meist betreiben Traktoren Wasserpumpen um das Wasser vom Main und den angrenzenden Bächer zu den Weinbergen zu pumpen.

 

Über mehre Wochen heißt es für die Winzer Bewässerungssysteme zum beregnen auslegen, einige Stunden bewässern und anschließend wieder an einem anderen Weinberg auslegen.


 

Da der Winzer mit dem Beregnen fast rund um die Uhr beschäftigt ist, heißt es für ihn in dieser Zeit wenig schlafen und viel harte Arbeit leisten.




Montag, 12. Oktober 1998:  Traditionelle Weinlese


Noch immer ist es bei uns so, daß viele Weinberge per Hand gelesen werden. Ein Grund hierfür ist, daß es Rebsorten, Weinlagen und Qualitätsstufen gibt, die nur per Hand gelesen werden können. Ein weiterer Grund ist, daß noch nicht alle Weinberge für den Traubenvollernter zugänglich sind und deshalb für die maschinelle Weinlese ungeeignet sind.




Dieses Bild zeigt einen Weinstock voller Trauben bevor er gelesen wird.


Die Lesehelfer bei der Arbeit - Bild 1


 


 

Die Lesehelfer bei der Arbeit - Bild 2


 

 

Schließlich werden die Trauben auf den Anhänger gekippt, um dann nach Hause gefahren werden zu können.

 

 

 

Samstag, 17. Oktober 1998:  Maschinelle Weinlese


Auch bei der Lese ist die Maschine (Traubenvollernter) kaum mehr wegzudenken. Immer mehr Weingüter setzen einen Traubenvollernter ein. Auch hierfür gibt es sicherlich seine Gründe. Zum einen gibt es nur noch wenige Leute, die bereit sind sich zur Weinlese zur Verfügung zur stellen, da es doch eine schwere Arbeit ist. Zum anderen ist es eine Kostenfrage. Einen Weinberg mit einem Traubenvollernter lesen zu lassen ist günstiger als wenn man hierfür Lesehelfer entlohnen muß (und es geht auch wesentlich schneller). 


Doch wie schon oben gesagt ist es nicht möglich alle Weinberge mit dem Traubenvollernter zu lesen ("leider" oder "Gott sei dank"; das liegt im Auge des Betrachters!)




Links sehen Sie wiederum einen Weinstock bevor er gelesen wird.


Hier ist ein Traubenvollernter "bei der Arbeit" zu sehen.


Auch das Abkippen des Lesegutes übernimmt natürlich der Traubenvollernter.

 

 


Der Weinstock, nachdem der Traubenvollernter an ihm vorüber ist. Im Normalfall sind nur die Beeren weg.


Das Lesegut wird direkt vom Anhänger...




...über eine Rutsche auf die Traubenpresse gekippt.

 

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